Herr Professor Hoffmann, in der aktuellen Focus-Gesund-Ausgabe „Herz & Gelenke“ gibt es die Ärzteliste „Unfallchirurgie“. Sie haben sich als DGU-Generalsekretär für diese gesonderte Liste neben den üblichen Listen zur Hüft-, Hand-, Knie-, Wirbelsäule- und Schulterchirurgie eingesetzt. Warum?
Hoffmann: Die Unfallchirurgie deckt in Deutschland einen ganz wesentlichen Anteil der Akutversorgungen von Verletzungen aller Körperregionen ab. Dies gilt neben Sport- und Weichteilverletzungen besonders für Knochen-, Wirbelsäulen- und Gelenkbrüche. Diese umfassenden Behandlungen sind komplex und erfordern große Erfahrung und operativ-handwerkliches Geschick – immer mit dem Anspruch einer möglichst vollständigen Wiederherstellung des Patienten. Diese Expertise war in den bisherigen Listen nicht ausreichend abgebildet. Außerdem führen die Unfallchirurgen komplizierte rekonstruktive Eingriffe bei Störungen von Heilverläufen aus. Dies gilt beispielsweise auch für das Einsetzten von Kunstgelenken bei frischen oder fehlverheilten Gelenkbrüchen. Derartige Eingriffe sind technisch sehr anspruchsvoll. Auch dies kam in den Listungen bisher zu kurz.
Ein Unfall kommt unerwartet. Der Betroffene benötigt sofort Hilfe und kann sich vorher nicht informieren. Er muss sich darauf verlassen, dass er gut versorgt wird. Warum hilft die Ärzteliste dem Patienten dennoch?
Hoffmann: Patienten mit schweren Verletzungen sind oftmals mit einem über mehrere Monate oder Jahre andauernden Heilungsprozess konfrontiert. Dabei sind die auftretenden Verletzungsmuster vielschichtig, die Kombination der Verletzungen immer wieder anders. In der Liste wird beispielsweise die besondere Expertise für komplexe Korrektureingriffe und Infektionen gewürdigt. Für Patienten mit langen Genesungszeiten und schwierigen Heilungsverläufen nach Verletzungen stellt die Liste daher schon eine wichtige Orientierungshilfe dar.
Muss man sich Sorgen machen, wenn man nicht auf der Liste steht?
Hoffmann: Nein. Denn das bedeutet nicht, dass nicht gelistete Ärzte nicht auch sehr gute Experten in der Akutversorgung von Verletzungen aller Art sind. Die Bewertungskriterien für eine Listung sind aber sehr vielschichtig und umfangreich. Sie beziehen neben dem Behandlungsspektrum auch wissenschaftliche Aktivitäten, Bewertungen von Patienten und Kollegen und eben Top-Spezialisierungen ein.
Das Interview führte DGU-Pressereferentin Susanne Herda.
