Einschätzungen des Reha-Prozesses und prognostizierte Zeitverläufe werden sowohl für den Patienten und die behandelnden Ärzte als auch für die UVT immer wichtiger, um „atypische“ Verläufe und Heilentgleisungen frühzeitig zu erkennen.
Beruhten die prognostizierten Arbeitsunfähigkeitszeiten anfänglich noch auf empirischen Schätzungen, so können sich die Prognosen inzwischen auf die seit 1997 zunehmend erweiterte zentrale Ergebnis-Datenbank UVCD (Unfallversicherungs-Controlling-Datenbank) stützen.
Auch wenn der graphische Leitfaden primär die Arbeit der Unfallsachbearbeitung unterstützen soll, wurde auf Grund der Anfragen von Ärzten zur Funktion des Graphischen Leitfadens nach Weller eine entsprechende Ärztetabelle für die Heilverfahrenssteuerung nach der Weller-Tabelle mit einem „Graphischen Leitfaden“ entwickelt.
Ziel ist es, dem behandelnden Arzt einen Einblick in die Grundlagen der Heilverfahrenssteuerung durch die UVT und Unterstützung bei der Abschätzung der Arbeitsunfähigkeitsdauer zu geben. Diese Weller-Tabelle für Ärzte ist von hohem praktischem Nutzen für die Ärzte, die Unfallverletzte behandeln (siehe Beispielgraphik). Die Tabelle wird in elektronischer Form angeboten und regelmäßig aktualisiert.
Für die Entwicklung zeichnet die Forschungsgesellschaft für angewandte Systemsicherheit und Arbeitsmedizin (FSA ) mit ihren Mitgliedern Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe (BGN) und Berufsgenossenschaft Rohstoffe und Chemische Industrie (BG RCI) sowie einem ärztlichen Beratergremium verantwortlich.
Mit einem abgestimmten Informationsstand des behandelnden Arztes und der Mitarbeiter der UVT zur Dauer der zu erwartenden Arbeitsunfähigkeit bei unterschiedlichen Verletzungsmustern wird eine wichtige Forderung der Ärzteschaft erfüllt. Dies schafft zudem vermehrtes Verständnis für Anfragen der UVT im Rahmen der Heilbehandlung und kann Rückfragen und damit den praxisinternen Verwaltungsaufwand reduzieren. Die Zusammenarbeit mit den UVT wird hierdurch optimiert.
Die Ärztetabelle gliedert die Verletzungsmuster – wie der graphische Leitfaden – mit den „Weller-Keys“ nach Verletzungsorten 01 bis 09, innerhalb der Verletzungsorte nach Verletzungsarten und zusätzlich in der Regel nach dem Schweregrad (leicht, mittel, schwer).
Die zu den einzelnen Weller-Keys angegebenen AUF-Prognosen zeigen an, innerhalb welcher Zeiträume (in Wochen) Verletzte mit einschlägiger Diagnose und Schweregrad wieder arbeitsfähig werden – und zwar jeweils 60 Prozent, 75 Prozent und 90 Prozent der Verletzten. Bei der prognostizierten Arbeitsunfähigkeitsdauer (AUF-Dauer) wird auch die Art der ausgeübten Tätigkeit berücksichtigt.
Graphischer Leitfaden und Ärztetabelle enthalten 170 Hauptdiagnosen, entsprechend der Ausprägung der Verletzung weiter differenziert, nach L (leicht), M (mittel), S (schwer) und umfassen insgesamt 455 Verletzungsmuster.
Unterschiede im jeweils aktuellen Heilverlauf zur „Weller-Prognose“ sind Hinweis für den Unfallversicherungsträger und für die behandelnden Ärzte, individuell einzugreifen, um besondere Probleme und Komplikationen festzustellen. Ergänzende Maßnahmen zur Teilhabe am Arbeitsleben sind frühzeitig zu prüfen. All dies dem gesetzlichen Anspruch verpflichtet: mit allen geeigneten Mitteln.
Die behandelnden Ärzte haben dabei eine besonders wichtige Informations- und Unterstützungsaufgabe, können im Einzelfall auf besondere Probleme oder Komplikationen frühzeitig hinweisen und so die gemeinsamen Bemühungen um eine erfolgreiche Rehabilitation unterstützen. Damit kann die Weller-Tabelle für Ärzte mit dazu beitragen, eine optimale Behandlung und damit die schnelle Erreichung der vollschichtigen und wettbewerbsfähigen Arbeitsfähigkeit von unfallverletzten Person zu fördern.
Autoren: Andreas Wentzensen, Paul Alfred Grützner, Reinhard Hoffmann
