„Die Unfallchirurgie in Deutschland - unsere Verantwortung und Verpflichtung“
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TKmed®

Projekt TeleQualy: Anwendungsmöglichkeiten und Nutzen von Teleradiologie und Telekonsultation in der Unfallchirurgie und Notfallmedizin

In mehr und mehr Kliniken hat die digitale Bildübermittlung Einzug gehalten in den klinischen Alltag. Die Plattform TKmed® ist inzwischen in 100 Kliniken etabliert und kann insbesondere bei der Notfallverlegung, aber auch bei der Einholung einer Zweitmeinung, bei SAV-Anfragen und anderen Anwendungen nützlich sein. Jetzt ist das von der DGU geförderte Projekt TeleQualy gestartet, um die Effekte für Kliniken und deren Mitarbeiter zu evaluieren.

Hintergrund

In den letzten zehn Jahren ist die Vision einer schnellen, hochwertigen, benutzerfreundlichen und datenschutzkonformen elektronischen Übermittlung von radiologischen Bildern und anderen Dokumenten zwischen Krankenhäusern, Rehabilitationseinrichtungen, MVZs und Arztpraxen technisch möglich geworden. In immer mehr Kliniken in Deutschland stehen teleradiologische Anwendungen zur Verfügung, teils zur Befundung (Teleradiologie nach RöV), teils zur Betrachtung und Konsultierung. Im Rahmen der Traumanetzwerke wurde eine bundesweit verfügbare, technisch einheitliche teleradiologische Kommunikation zwischen den Kliniken eines Traumanetzwerks und darüber hinaus gefordert. Mit TKmed® steht nun seit 2012 eine multidisziplinäre, sektorenübergreifende Plattform zur Verfügung, die insbesondere auf die Bedürfnisse von O &U sowie auf die notfallmedizinischen Partnerfächer zugeschnitten ist.

Notwendigkeit der Evaluation

Jetzt erscheint eine wissenschaftliche Analyse der Anwendungsmöglichkeit und des möglichen Nutzens aus Sicht der Kliniken und der Kliniker notwendig. Beispielsweise muss nach der Möglichkeit gefragt werden, durch Bildübermittlung bei Notfallverlegungen die Röntgen- und CT-Bilder im aufnehmenden Krankenhaus schon früh zu beurteilen und dadurch beispielsweise die Schockraumzeit zu reduzieren. Existieren hierbei Unterschiede in Kommunikation und Arbeitsablauf zwischen Flächen-TNW und Ballungsraum-TNW? Können durch die Einholung einer Zweitmeinung Transporte vermieden und Kosten minimiert werden? Kann auch die Heilverfahrenssteuerung von BG-Patienten (SAV-Verfahren) von einer solchen Technik profitieren?

Dies sind beispielhafte Fragen, aus denen aber klar ersichtlich wird, dass eine digitale Plattform zum Austausch von Bildern und anderen Befunden multiple Effekte auf die Zeitabläufe, die frühe Diagnostik und Therapie, die Kostenstruktur u. a. hat. Dieses breite Spektrum soll durch mehrdimensionale Erhebungs- und Analyseverfahren systematisch dargestellt werden.

Das Projekt TeleQualy

Zur Evaluation von Anwendung und Nutzen der teleradiologischen Bildgebung in der Unfallchirurgie und Notfallmedizin wurde das Projekt TeleQualy ins Leben gerufen. In Kooperation mit der Sektion Sektion Notfall-, Intensiv und Schwerstverletztenversorgung (NIS) der DGU wird TeleQualy von der AUC – Akademie der Unfallchirurgie zusammen mit dem Universitätsklinikum Regensburg durchgeführt. Die Evaluation besteht aus drei unterschiedlichen Erhebungsverfahren. 

Stand des Projekts

Aktuell wird eine Analyse der Transferaktivitäten durchgeführt (Stufe 1). In den ersten Auswertungen deutet sich an, dass die Anwendungen in einzelnen Kliniken deutlich heterogener sind als ursprünglich erwartet. Wie erwartet, besteht ein Zusammenhang zwischen Klinikgröße (und Traumastufe) und der Verteilung von empfangenen versus versendeten Bildern. Bezüglich des Empfängers und Senders deutet sich an, dass das gesamte denkbare Spektrum vertreten ist: Kliniken mit klarer Präferenz für wenige Partner (z. B. Austausch mit einer radiologischen Praxis), aber auch Kliniken mit ähnlich häufigem Empfang (aus mehreren kleineren Kliniken) und Versand (in mehrere größere Kliniken). Es finden sich aber beispielsweise auch Kliniken, die einen hohen Anteil an innerklinischen Transfers haben (z. B. CD einlesen, Transfer zwischen Abteilungen, Übermittlung an Rufdienst). Ebenso deutet sich an, dass Übermittlungen außerhalb der klassisch unfallchirurgisch-notfallmedizinischen Disziplinen mit der Zeit zunehmen. Dies gilt auch für Transfers außerhalb des eigenen Traumanetzwerks, wobei dieser Anteil regelhaft unter 10 Prozent der gesamten übermittelten Bilder liegt.

Mit Blick auf Datenschutzbelange können zum jetzigen Zeitpunkt keine detaillierteren Ergebnisse präsentiert werden, da zur Erfassung und Publikation die Zustimmung der Kliniken vorliegen muss.

Ausblick

Mit dem Projekt TeleQualy besteht jetzt die Möglichkeit, ein systematisches Verständnis von der realen klinischen Anwendung sowie von den beobachteten objektiven und subjektiven Vorteilen durch die Bildübermittlung zu erlangen und sie in ihrer ganzen Breite und Tiefe darzustellen. Weitere Berichte an dieser Stelle werden folgen.

Autoren

Dr. Antonio Ernstberger, Studienleiter TeleQualy für das Universitätsklinikum Regensburg

Dr. Uli Schmucker, Studienleiter TeleQualy für die AUC – Akademie der Unfallchirurgie

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