„Die Unfallchirurgie in Deutschland - unsere Verantwortung und Verpflichtung“
PresseDKOU
Pressemitteilung vom 27.05.2014

Weltkongress der Unfallchirurgen: Schwerverletzte nach Verkehrsunfall optimal versorgen

© Sven Bähren / Fotolia

Der Weltkongress der Unfallchirurgen in Frankfurt führt mehr als 1.500 Unfallchirurgen aus über 80 Ländern zusammen. Auf dem Kongress diskutieren die Experten unter anderem die Verbesserung der Schwerverletztenversorgung nach Verkehrsunfällen.

„Der internationale Wissen- und Erfahrungsaustausch über wirkungsvolle Ansätze und Konzepte in der Schwerverletztenversorgung kann dazu beitragen, die medizinische Versorgungssituation weltweit zu verbessern und die Zahl der Verkehrstoten zu reduzieren“, sagt Professor Ingo Marzi, der als Kongresspräsident den „15. European Congress for Trauma and Emergency Surgery” (ECTES) und den „2. World Trauma Congress“ leitet.

Laut Global Status Report on Road Safety 2013 der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben gegenwärtig jährlich 1,24 Millionen Menschen im Straßenverkehr, Tendenz steigend. (1) Die medizinischen Versorgungssysteme sind weltweit sehr unterschiedlich: Nach WHO-Angaben stirbt ein lebensgefährlich verletzter Mensch in einem Land mit niedrigem Einkommen in 36 Prozent der Fälle, in einem Land mit hohem Einkommen dagegen in nur 6 Prozent der Fälle. (2)

Um die Zahl der Unfalltoten zu reduzieren, gibt es Verbesserungsmöglichkeiten auf dem Gebiet der Prävention mit verschiedenen Verkehrssicherheitsaktivitäten, aber auch auf dem Gebiet der Unfallchirurgie beim Zugang zu Unfallzentren und in der Qualität der Traumazentren. Bei einem schwerverletzten Patienten hängt das Überleben, aber auch die Wiederherstellung, ganz wesentlich von einer durchgehenden Versorgungsstruktur ab, die nach erlittenem Unfall von der Primärrettung, dem Transport, der Schockraumdiagnostik, der Schocktherapie, der chirurgischen Behandlung und der Rehabilitation bestimmt wird.

Gestiegene Überlebensrate durch vernetzte Versorgungsstrukturen
In Deutschland konnte die Sterblichkeit von Schwerverletzten nach Daten des TraumaRegister DGU® der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) in den letzten 20 Jahren von 20 Prozent auf 10 Prozent gesenkt werden. Die Unfallversorgung wird in Deutschland über sogenannte Traumanetzwerke organisiert. Dabei werden Unfallkliniken nach den im Weißbuch Schwerverletztenversorgung vorgegebenen Versorgungs- und Qualitätsstandards zertifiziert und schließen sich zu einem regionalen TraumaNetzwerk DGU® zusammen. Ziel der Initiative TraumaNetzwerk DGU® ist es, für jeden Schwerverletzten an jedem Ort in Deutschland die gleiche und bestmögliche Überlebenschance sicherzustellen. Derzeit gibt es 45 zertifizierte TraumaNetzwerke DGU® mit 598 zertifizierten Kliniken.
Laut statistischem Bundesamt gab es 2013 in Deutschland 3.338 Tote und 64.045 Schwerverletzte im Straßenverkehr (3). Dabei zeigen die Auswertungen aus dem TraumaRegister DGU®, dass circa 16.000 der Schwerverletzten mehrfach schwer und lebensgefährlich verletzt waren, so dass sie über den Schockraum eines Traumazentrums aufgenommen werden mussten. „Mit dem TraumaRegister DGU® haben wir ein Instrument zur Qualitätssicherung an der Hand, mit dem wir die Versorgungsprozesse beobachten und letztendlich kontinuierlich verbessern können“, sagt Professor Bertil Bouillon, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie.

Verkürzung der Diagnostikzeiten in Deutschland
Weitere Auswertungen des TraumaRegister DGU® zeigen, dass es in Deutschland in den letzten zehn Jahren zu einer deutlichen Verkürzung der Diagnostikzeiten gekommen ist. Während das Notfall-CT 2002 nach rund 38 Minuten nach Eintreffen des Schwerverletzten im Schockraum vorlag, sind es heute im Durchschnitt nur noch 21 Minuten. Das Notfall-CT gehört dabei zu einem der häufigsten Diagnostikverfahren bei der Schwerverletztenversorgung. Im Jahresbericht 2012 des TraumaRegisters DGU® wird die Ganzkörper-CT-Rate mit 71,8 Prozent beziffert. „Mit dem Ganzkörper-CT haben wir ein sehr effizientes Diagnostikverfahren und können Verletzungen – vom Scheitel bis zur Sohle – schnell und sicher erkennen. Die durch das Weißbuch Schwerverletztenversorgung, die S3-Leitlinie Polytrauma und das TraumaNetzwerk DGU® initiierten Strukturverbesserungen haben entscheidend dazu beigetragen, dass die Wege zu den verschiedenen Diagnostikverfahren sehr kurz sind. Das spart im Notfall unter Umständen lebensrettende Minuten“, sagt Professor Reinhard Hoffmann, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie.

Der „15. European Congress for Trauma and Emergency Surgery” (ECTES) und der „2. World Trauma Congress“ (WTC) finden vom 24. bis 27. Mai in Frankfurt am Main statt.

 Quellen:
(1) Global Status Report on Road Safety 2013 der Weltgesundheitsorganisation (WHO)
(2) WHO Global Alliance for Care oft he Injured der Weltgesundheitsorganisation (WHO)
(3) Verkehrsunfälle 2013, Fachserie 8 Reihe 7, Statistisches Bundesamt

Autor: DGU
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