„Wenn Bewohner in Pflegeheimen unvermittelt zu Demenz, Schwindel oder Stürzen neigen, führen Beobachter dies oft auf ihr hohes Alter zurück. Diese Symptome können jedoch auch Folge von Medikamentenwechselwirkungen und Überdosierung sein“, klärt Hedwig François-Kettner, 1. Vorsitzende des APS auf: „Senioren verstoffwechseln Wirkstoffe oft anders als in jüngeren Jahren. Die bisherigen Dosierungen sind dann möglicherweise plötzlich zu hoch“. Doch die notwendige Anpassung der Medikamentendosierung bei Älteren finden oft nicht statt. Zudem fehlt häufig eine übergeordnete Abstimmung der Medikamentengabe, wenn Patienten sich von verschiedenen Ärzten behandeln lassen. Kommen beim Heimaufenthalt dann weitere Arzneimittel hinzu oder werden durch andere ersetzt, so kann dies zu gefährlichen Wechsel- und Nebenwirkungen führen.
Das Projekt ReduPharm KREATIV der Diakonie Düsseldorf nimmt sich dessen an und sorgt so für mehr Patientensicherheit im Pflegeheim: Ein interdisziplinäres Team aus Pflegekräften, Mitarbeitenden des Sozialen Dienstes und Apothekern analysiert regelmäßig die Medikamentenverordnungen jedes Heimbewohners. Dies verringert nicht nur die Medikamentengaben insgesamt, auch unerwünschte Ereignisse wie Verwirrung oder Stürze durch Fehldosierungen und Wechselwirkungen nahmen deutlich ab.
Das APS hat die Diakonie Düsseldorf für ihr wegweisendes Projekt „ReduPharm KREATIV“ mit dem mit 10 000 Euro dotierten ersten Platz des Deutschen Preises für Patientensicherheit 2014 ausgezeichnet.
Der mit 6000 Euro ausgestattete zweite Preis ging an das gemeinsame Projekt „Critical Incident Reporting System Nordrhein-Westfalen“ (CIRS-NRW) der Ärztekammern Nordrhein, Westfalen Lippe, der Kassenärztlichen Vereinigung NR und WL und der Krankenhausgesellschaft NRW. Das internetbasierte anonymisierte Berichts- und Lernsystem ist allen 385 Krankenhäusern in NRW zugänglich und damit 250 000 Mitarbeitern und 38 000 niedergelassenen Ärzten und ihren Praxisteams. Die Projektpartner dokumentieren und analysieren darin Fehlermeldungen im Klinik- und Praxisbetrieb und stellen die Ergebnisse zeitnah allen Kliniken und Praxen zur Verfügung. Dadurch werden Risiken transparent und Kliniken wie Praxen können entsprechende Maßnahmen zur Vermeidung entwickeln. Fortbildungsveranstaltungen und ein jährlicher CIRS-NRW-Gipfel runden das Projekt ab.
Der dritte Platz, verbunden mit 3500 Euro Preisgeld, geht an ein neues Lehrcurriculum zum Thema Patientensicherheit im Medizinstudium an der Universität Zürich. Das seit drei Semestern angebotene fachübergreifende Unterrichts-Modul hat zu messbaren Verbesserungen im Sicherheitsbewusstsein des medizinischen Nachwuchses geführt.
Eine Jury mit Vertretern aus Pflege, Ärzteschaft, Apotheken, Selbsthilfe, Forschung, Industrie und Kostenträgern hat aus 70 Einsendungen die Preisträger ausgewählt. Kriterien für die Preisvergabe waren zukunftsweisende Ansätze zur Verbesserung der Patientensicherheit in allen Bereichen des Gesundheitswesens. „Wir möchten Best-Practice-Beispiele zur Beförderung der Patientensicherheitsichtbar machen und dadurch Nachahmer gewinnen“, so die ehemalige Pflegedirektorin der Charité-Universitätsmedizin, Berlin, Hedwig François- Kettner, bei der Preisverleihung. Stifter des Preisgeldes sind die Aesculap Akademie, der Ecclesia Versicherungsdienst, das Gesundheitsunternehmen MSD SHARP & DOHME GMBH und der medizinische Fachverlag Thieme. Der Deutsche Preis für Patientensicherheit soll auch im Jahr 2015 wieder verliehen werden.
Über das Aktionsbündnis Patientensicherheit:
Vertreter der Gesundheitsberufe, ihrer Verbände, von Patientenorganisationen, Kostenträger und weitere Kooperationspartner aus der Industrie/Wirtschaft haben sich im Aktionsbündnis Patientensicherheit e. V. zusammengeschlossen, um eine gemeinsame Plattform zur Verbesserung der Patientensicherheit in Deutschland aufzubauen. Zusammen entscheiden und tragen sie die Projekte und Initiativen des Vereins. Das Aktionsbündnis Patientensicherheit e. V. wurde im April 2005 als gemeinnütziger Verein gegründet. Es setzt sich für eine sichere Gesundheitsversorgung ein und widmet sich der Erforschung, Entwicklung und Verbreitung dazu geeigneter Methoden.
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