Verletzungen und deren Folgen sowie Erkrankungen der Halte- und Bewegungsorgane verursachen in westlichen Ländern rund 20 Prozent der direkten Gesundheitskosten. Gründe sind die Zunahme von Verletzungen im „Aktivalter“, aber auch die steigende Lebenserwartung mit Osteoporose bedingten Frakturen sowie die zahlreichen Verschleißerkrankungen bei zunehmendem Bewegungsmangel und Übergewicht. Gleichzeitig sind die Zahlen der jungen Fachärztinnen und -ärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie in den letzten Jahren deutlich gesunken. Auch die Ausbildung der Medizinstudierenden in Diagnostik und Therapie betreffender Erkrankungen und Verletzungen sei unzureichend, kritisieren Vertreter der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) und des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V. (BVOU). Um Medizinstudierende für ihre gemeinsame Disziplin zu gewinnen, bieten die Veranstalter des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) in Berlin am 25. Oktober einen „Tag der Studierenden“ an. Sie erhalten an diesem Tag kostenfreien Eintritt zum Kongress.
Die Lehre in Orthopädie und Unfallchirurgie nimmt durchschnittlich 38,4 Vorlesungsstunden und weitere 55,9 praxisbezogene Lehrveranstaltungsstunden während des Medizinstudiums in Anspruch. Damit umfasst sie weniger als sechs Prozent des gesamten Studiums. Gleichzeitig nehmen Muskel-Skelett-Erkrankungen jedoch stetig zu. Mit fast 30 Milliarden Euro Krankheitskosten stehen sie an vierter Stelle aller Erkrankungen in Deutschland. „Das ist alarmierend“, sagt Professor Dr. med. Fritz Uwe Niethard, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) und stellvertretender Generalsekretär der DGOU. „Aufgrund von im Studium unzureichend vermittelter Kenntnisse können künftige Allgemeinmediziner und andere fachfremde Ärzte muskuloskeletale Beschwerden schnell verkennen oder unterschätzen. Die Folge: Fehldiagnosen und daraus resultierende Folgeerkrankungen.“ Deshalb sei es einerseits wichtig, allen Medizinstudierenden mehr Basiswissen über orthopädische und unfallchirurgische Diagnostik und Therapie zu vermitteln. „Andererseits müssen mehr Anreize für die Facharztweiterbildung geschaffen werden, um für ausreichend Nachwuchs in Orthopädie und Unfallchirurgie zu sorgen“, fordert Dr. med. Andreas Gassen, Vizepräsident des BVOU.
Die im Fach Orthopädie und Unfallchirurgie derzeit angebotene Versorgungsqualität in Praxis und Klinik bis hin zur Rehabilitation gerät in Gefahr, wenn der Nachwuchs ausbleibt. „Ein großer Teil des Nachwuchses geht unserem Fach bereits während des Medizinstudiums verloren“, so Professor Dr. med. Hartmut Siebert, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) und der DGOU. „Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass noch bis zur PJ-Zeit annähernd 40 Prozent der Studierenden den Wunsch äußern, ein chirurgisches Fach zu ergreifen. Nach dieser Zeit sind es dann allerdings nur noch 17 Prozent.“ Dieser Einbruch sei darauf zurück zu führen, dass im PJ, und danach im klinischen Alltag der ärztlichen Weiterbildung, nicht die Inhalte des Faches im Mittelpunkt stünden, sondern der bürokratische Alltag. „Statistiken zeigen, dass Ärzte für diese nichtärztlichen Tätigkeiten bis zu 40 Prozent ihrer Arbeitszeit aufwenden müssen“, so Siebert.
Um junge Mediziner über das gemeinsame Fach Orthopädie und Unfallchirurgie zu informieren, bieten die DKOU-Tagungspräsidenten Professor Dr. med. Wolfram Mittelmeier, Professor Dr. med. Christoph Josten und Dr. med. Andreas Gassen am Donnerstag, den 25. Oktober 2012, einen „Tag der Studierenden“ an. Die Teilnehmer werden vom „Jungen Forum“, der Nachwuchsorganisation der DGOU, durch die Welt der Wissenschaft und Forschung geführt, über Berufspolitik informiert und durch die große Industrieausstellung begleitet. Die Studierenden haben dabei die Gelegenheit, die Kongresspräsidenten kennenzulernen, Fragen zu stellen und mit ihnen über das Fach der Orthopädie und Unfallchirurgie zu diskutieren. Interessierte können sich über das Formular im Internet anmelden. Hierüber, über weitere Nachwuchs-Förderprogramme der Fachgesellschaften, die Versorgungsqualität für die Zukunft zu sichern sowie über die Themenschwerpunkte des Kongresses informieren Experten auf einer Vorab-Pressekonferenz am 19. Oktober 2012 in Berlin.
Terminhinweise:
Deutscher Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU)
Zeit: 23.bis 26. Oktober 2012
Ort: Messe Berlin
Vorab-Pressekonferenz zum DKOU
Zeit: Freitag, den 19.10.2012, 11.00 bis 12.00 Uhr
Ort: Haus der Bundespressekonferenz, Raum 4, Berlin
„Tag der Studierenden“
Zeit: Donnerstag, den 25. Oktober 2012
Ort: Messe Berlin
Forum: Qualität in Lehre und Weiterbildung
Zeit: Donnerstag, den 25. Oktober, 16.30 bis 18.00 Uhr
Ort: Saal 6, Messe Berlin
Pressekontakt:
Pressestelle DKOU 2012
Anne-Katrin Döbler, Christina Seddig, Kathrin Gießelmann
Postfach 20 11 30; 70451 Stuttgart
Tel.: 0711 – 893 14 42
Fax: 0711 – 893 11 67
seddig(at)medizinkommunikation.org
DKOU 2012
Orthopäden und Unfallchirurgen fürchten um Versorgungsqualität
Die Zahlen der jungen Fachärztinnen und -ärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie sind in den letzten Jahren deutlich gesunken. Um Medizinstudierende für diese Disziplin zu gewinnen, bieten die Veranstalter des DKOU am 25. Oktober einen „Tag der Studierenden“ an.

