Preis zur Förderung der Rehabilitationsforschung 2012 der DGOU
Preisträger ist Dr. med. Ronny Langenhan, Oberarzt der Klinik für Orthopädie, Unfall- und Handchirurgie am Hegau-Bodensee-Klinikum Singen für seine Arbeit „Postoperative functional rehabilitation after repair of quadriceps tendon ruptures: a comparison of two different protocolls“.
In einer retrospektiven Studie wurden an zwei Kollektiven (gesamthaft 66 Patienten, vergleichbare demographische Datenlage, vergleichbare OP-Technik) mit operativ versorgter Quadrizepssehnenruptur die klinischen Ergebnisse nach unterschiedlichen Nachbehandlungsprotokollen untersucht. Bezüglich des subjektiven IKDC Scores, der Dauer der Arbeitsunfähigkeit und der Komplikationen wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen dem restriktiven und dem frühfunktionellen Rehabilitationsschema gesehen. Die frühfunktionelle Nachbehandlung mit axialer Vollbelastung und abgestuften Bewegungsaufbau nach operativ versorgter Quadrizepssehnenruptur ist sicher. Aufgrund des demographischen Wandels in der Gesellschaft wird diese Verletzung zunehmend ältere Menschen betreffen. Die vitale Notwendigkeit der frühen funktionellen Nachbehandlung unter Vollbelastung der unteren Extremitäten in geriatrischen Patientenkollektiven konnte bereits für viele andere Verletzungsarten (z. B. proximale Femurfrakturen) gezeigt werden.
Evidence-based-Medicine-Preis (EBM) 2012 der DGOU
an Dr. Holger Godry, Assistenzarzt an der Chirurgischen Klinik des Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikums Bergmannsheil in Bochum für die Projektarbeit „Risikofaktoren für die Entwicklung von heterotopen Ossifikationen nach frischem Rückenmarkstrauma: Eine Fall-Kontroll-Studie“.
Knochenbildungen nahe den Gelenken, sogenannte heterotope Ossifikationen, sind eine häufige Komplikation bei Patienten mit frischen Rückenmarkverletzungen. Über die Ursachen dieses Krankheitsbildes ist noch wenig bekannt. In einer umfangreichen Patientenstudie hat sich ein Forscherteam der Chirurgischen Klinik des Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikums Bergmannsheil (Direktor: Prof. Dr. Thomas A. Schildhauer) um Dr. Mustafa Citak und Dr. Holger Godry mit den Risikofaktoren beschäftigt, die die Ausbildung von gelenknahen Verknöcherungen beeinflussen. Demnach scheinen das Ausmaß der Querschnittlähmung sowie begleitende Verletzungen und Erkrankungen der Lunge hierbei eine besondere Rolle zu spielen.
Hans-Liniger-Preis 2012 der DGU
Preisträger ist PD Dr. med. Sebastian Lippross, Oberarzt an der Klinik für Unfallchirurgie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein in Kiel, für seine Arbeit „In-vitro und in-vivo Untersuchungen zur Wirkung von Platelet-rich plasma in orthopädisch-unfallchirurgischer Anwendung“.
Platelet-rich Plasma ist ein autologes Thrombozytenkonzentrat, das vor allem im dentalmedizinischen Bereich, aber auch in Orthopädie und Unfallchirurgie, z. B. zur Therapie chronischer Tendinitiden, zur Unterstützung der Frakturheilung oder zur symptomatischen Therapie arthritischer Beschwerden eingesetzt wird. In der prämierten Arbeit werden proliferative, antiinfektive und antiinflammatorische Effekte von PRP in vitro und in vivo untersucht. Die Befunde bilden eine grundlagenwissenschaftliche Basis für den klinischen Einsatz von PRP.
Innovationspreis 2012 der DGU
Preisträgerin ist Prof. Dr. med. Anita Ignatius, Direktorin des Instituts für Unfallchirurgische Forschung und Biomechanik des Universitätsklinikums Ulm, für ihre Arbeit „Die Immunmodulation durch einen C5a-Rezeptor-Antagonisten verbessert die Frakturheilung bei schwerem Trauma“.
Klinische Studien zeigen, dass die Frakturheilung bei mehrfach verletzten Patienten verzögert ist. Dies konnte Frau Prof. Ignatius erstmals experimentell bestätigen und zeigen, dass ein Thoraxtrauma als Auslöser einer posttraumatischen Inflammationsreaktion die Frakturheilung verzögert. Durch Blockade des Komplementsystems konnte der negative Effekt des Thoraxtrauma auf die Frakturheilung vollständig aufgehoben werden. Zudem konnte gezeigt werden, dass im Frakturkallus Osteoblasten und Osteoklasten Rezeptoren für C5a exprimieren, und dass C5a die Inflammationsantwort von Osteoblasten stimuliert und die Osteoklastenbildung induziert. Die Blockade des Komplementsystems könnte daher eine neue therapeutische Strategie darstellen, um Frakturheilungsstörungen im Patienten mit schweren Trauma zu verhindern.
Reisestipendium 2012 der DGU
an Dr. med. David Löttrich, Assistenzarzt in der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Unfallkrankenhaus Berlin für seine Hospitation im April und Mai 2012 im 10th Peoples Hospital Shanghai.
Ziel des Aufenthaltes von Dr. Löttrich am 10th Peoples Hospital in Shanghai war es, einen Einblick in die Versorgung alterstraumatologischer Krankheitsbilder in einem sich noch entwickelnden Gesundheitssystem zu bekommen. Auch in China nimmt die Alterstraumatologie einen immer größeren Stellenwert ein, was sich vor allem in den hohen OP-Zahlen niederschlägt. Häufig liegen komplexe, osteoporotische Frakturen vor bei oft kritischen Weichteilverhältnissen durch Vorerkrankungen und Voroperationen. Nicht selten liegen bereits Implantate oder Gelenkprothesen im Frakturbereich ein. Dies stellt hohe Anforderungen an die konservativen und operativen Behandlungsmöglichkeiten. Das in Deutschland verbreitete Problem der postoperativen Nachsorge, der Rehabilitation und der häuslichen Versorgung bei vielen Einpersonen-Haushalten und der hohe Anspruch der Patienten an die operative Versorgung stehen in China eher im Hintergrund. Die Menschen hohen Alters, welche sich eine endoprothetische Versorgung leisten können, kompensieren die funktionellen Einschränkungen postoperativ weitaus besser.

