Über ein Jahrzehnt haben die Zukunftskommission sowie die Struktur- und Satzungskommission zunächst an der Weiterbildungsordnung, dann an Möglichkeiten der Zusammenführung von Orthopädie und Unfallchirurgie und schließlich an deren Verwirklichung gearbeitet. Die Geschwindigkeit der Abläufe nahm stetig und fast exponenziell zu, weil das angestrebte Ziel als Erfolgsmodell erkannt wurde.
Bester Beleg ist die Zusammenführung beider Kongresse: Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie und der Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie auf der einen sowie die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie auf der anderen Seite haben zusammen ca. 5.000 bis 5.500 Teilnehmer bei ihren Kongressen mobilisieren können. Jetzt sind es mehr als 8.000. Damit ist dieser Kongress der größte seiner Art in Europa geworden und übertrifft auch den europäischen Kongress der EFORT.
Durch die Zusammenführung sind Orthopädie und Unfallchirurgie und damit auch DGOOC und DGU die größte Fachgruppe innerhalb der chirurgischen Fächer: Die Ärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie übertreffen mit insgesamt mehr als 12.000 Mitgliedern sogar die Allgemeinchirurgen, deren Zahl sich auf ca. 11.000 beläuft.
Dies wirkt sich bereits jetzt auf die Versorgungsstrukturen für Orthopädie und Unfallchirurgie aus: Es wird erkannt, dass mit dem Arzt für Orthopädie und Unfallchirurgie der Fachmann für die Behandlung von muskuloskelettalen Erkrankungen und Verletzungen und der Unfallspezialist geschaffen worden ist. Unfälle, die bisher noch vorwiegend in allgemeinchirurgischen Bereichen versorgt wurden, werden zunehmend in orthopädisch-unfallchirurgische Abteilungen und Kliniken umgelenkt. Das Traumanetzwerk unterstützt diesen Prozess. Dies gilt auch für zahlreiche elektiv orthopädisch-chirurgische Eingriffe (beispielsweise Endoprothetik) und auch die konservative Therapie, die bisher in nicht fachspezifischen Kliniken durchgeführt wurde.
Dieser Prozess wird noch einmal beschleunigt, wenn die von allen chirurgischen Fächern konsentierte Novellierung der neuen Weiterbildungsordnung greift. In dieser wird es den umfassend (auch im orthopädisch-unfallchirurgischen Fach) weitergebildeten Allgemeinchirurgen nicht mehr geben. Als Folge werden die Klinikträger - wie fast überall auf der Welt - eine Tandemstruktur für die Allgemein- und Viszeralchirurgie einerseits und die Orthopädie und Unfallchirurgie andererseits vorhalten müssen. Ein Gewinn für den orthopädisch- unfallchirurgischen Mittelbau, denn dies bedeutet zahlreiche zusätzliche leitende Positionen in unserem neu geschaffenen Fach. Eine Entwicklung, die nur aufgrund der Zusammenführung von DGOOC und DGU möglich wurde.
Ein Gewinn auch für das Fach als Ganzes, denn die neue geschaffene Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie wird an dem Prinzip „Kompetenz aus einer Hand“ festhalten. Die Versorgungskette, die sich innerhalb des bisherigen Faches Orthopädie und auch im berufsgenossenschaftlichen Heilverfahren bewährt hat, muss weiterhin Bestand haben. Die Verlagerung von Kompetenz wird daher auch Belegärzten und niedergelassenen Ärzten für Orthopädie und Unfallchirurgie nutzen.
Der Prozess der Zusammenführung ist damit bei weitem noch nicht abgeschlossen. Die DGOU ist zunächst ein Vereinsverband, der aus den Gründungsmitgliedern, vorwiegend aus den geschäftsführenden Vorständen von DGOOC und DGU, besteht und der die Interessen der Trägervereine vertritt. Mit der Gründung der DGOU stehen nun auch Satzungsänderungen bei DGOOC und DGU an, um deren Mitglieder in die neu geschaffene DGOU zu integrieren. Die Mitglieder beider Gesellschaften werden damit zum Souverän der neuen Gesellschaft. Bei der Mitgliederversammlung im Herbst 2009 werden erstmals fakultative 6.200 Mitglieder der DGOU über die zukünftigen Strukturen dieser Gesellschaft entscheiden – voll in dem Bewusstsein: „Es wächst zusammen, was zusammen gehört …“
Prof. Dr. Fritz Uwe Niethard
Generalsekretär der DGOOC

